Wanderung von Neudorf / Seb., durchs Grundtal und an den Alaunsee 15 km ca. 30er Jahre - Unsere Landschaft

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Wanderung von Neudorf / Seb., durchs Grundtal und an den Alaunsee 15 km ca. 30er Jahre

Skitour, Bahnreise, Wanderungen
Wanderung
von Neudorf durchs Grundtal
nach Komotau und mit dem Zug zurück - 19 km
von Beate und Manfred Kreher
Es ist Sommer – Badewetter. Der Alaunsee bei Komotau hat sicher schon seine Wohlfühltemperatur erreicht. Uns zieht es wieder mal dorthin. Auf eine Tour wollen wir aber nicht verzichten und wir haben eine Route geplant, wo sich Wandern und ein erfrischendes Bad verbinden lassen.
Gleich hinter Sebastiansberg liegt Neudorf. Dem Dorf sieht man nicht mehr an, daß es vor 100 Jahren einmal 1180 deutsche Einwohner hatte.
Nach dem Ortsausgang Richtung Komotau biegt ein Fahrweg links ein. Ausgeschildert ist hier leider nichts. Der Pfad geht über die Höhe hinweg und wir kreuzen die alte Eisenbahntrasse Komotau – Reitzenhain. Mit etwas Gespür für die Richtung ist das Grundtal nicht zu verfehlen.
Nach etwa zwei Kilometern Höhenwanderung biegt der asphaltierte Weg nach links in den Wald und es geht bergab. Wer genau hinsieht, entdeckt Spuren vergessener Dörfer – Tschoschl und Märzdorf lagen einst hier. Grundmauern der Höfe ragen noch auf zwischen Sträuchern, Grundrisse von Häusern sind noch nicht ganz zugewachsen. Insgesamt gab es in der Nähe von Sebastiansberg elf besiedlungsgeschichtlich interessante Rundlingsdörfer.
An einem kleinen Teich vorbei zieht sich unser Weg durch die Senke wieder hinauf zur Höhe. Zwischen Wiesenhängen streben wir dem Wald zu. Dort nehmen wir den mittleren Pfad, der nochmal kurz ansteigt. Dann ist es eine angenehme Tour auf grasigem Weg durch den Busch hinab. Der Fichtenbewuchs wird weniger und wir laufen im Laubwald. Nach links müssen wir uns halten, wo der Weg auch rechts weitergeht. Es sind nur wenige Meter, ehe wir wieder scharf rechts einbiegen müssen. In mehreren Kurven geht’s hinunter ins Tal. Wir erhaschen ab und zu einen kurzen Blick auf die Asphaltstraße im Tal der Krimaer Talsperre. Das letzte Stück strapaziert die Gelenke – es wird steil. Wir treffen direkt an der dritten Grundmühle im Tal auf.
Unser Orientierungssinn hat uns nicht getrogen. Die Krimaer Talsperre haben wir nicht berührt, sie liegt ein Stück weiter oben in der Senke von Krimaer und Bretmühlenbach. Ein Wanderweg schwingt sich auch von hier zu Höhen. An der dritten, der ehemaligen Dörnmühle, gabelt sich die Straße in drei Täler – den sogenannten Tschoschler Grund, aus dem wir hierher gekommen sind, das Gröllbachtal und das Assigbach- oder Grundtal. Die 3. Grundmühle ist heute in Trümmerhaufen.
Auch die neue Krimaer Talsperre wurde zur Trinkwasserversorgung Komotaus errichtet.
Wir marschieren hinab zur ersten Mühle. Knapp zwei Stunden sind wir unterwegs. Die Sonne brennt vom stahlblauen Himmel – da kommt uns der schattige Biergarten gerade recht. Wir ruhen uns aus unter den alten Bäumen bevor wir zur zweiten Etappe Richtung Komotau aufbrechen.
Der Wanderweg ist blau markiert. Wir bleiben im Grund des Assigbaches. Links und rechts ragen die Steilhänge empor. Hier stand einst hoch oben die Burg Hausberk, die wahrscheinlich Anfang des 14.Jahrhunderts errichtet wurde und von deren hölzernen Wachtürmen die Beobachtung des Tales möglich war.
Nach fünf Kilometern gelangen wir an die Stadtgrenze von Komotau.
Der Alaunsee liegt im Nordosten der Metropole. Bei den grauen, uniformen Neubaublöcken halten wir uns links. Es geht unter der Hochstraße hindurch, die nach Görkau hinüber führt. Der See ist als "Kamencove jezero" auch ausgeschildert.
Einst befand sich an dieser Stelle ein großes Alaunbergwerk. Davon profitiert das heutige Erholungsgebiet, denn das Wasser ist sauber, da im Alaunsalz keine Wasserpflanzen gedeihen, und es erwärmt sich relativ schnell. Der Alaunsee war schon immer beliebtes Ausflugsziel heute mit Campingplatz, Gasthaus, Freilichtkino und anderen Freizeitmöglichkeiten.
Wir suchen uns ein Plätzchen auf der Liegewiese. Nach 15 Kilometern Marsch nutzen wir die Zeit zum Entspannen und schwimmen ein paar Runden im warmen See. Das Bad ist von Mai bis September geöffnet und die Eintrittspreise von 15 bzw. 10 Kronen recht zivil. (15 Kronen = 0,50 Euro)
Am östlichen Ende des Alaunsees ist ein weiterer Badebereich, bei uns als „Pferschwemm" ein Begriff. Der Udwitzer Teich auf der rechten Seite hat eine Surfanlage für Wasserskifahrer..
Die Landbrücke zwischen Alaunsee und Udwitzer Teich führt zum „Kastanichgarten", dem nördlichsten Edelkastanienhain der Erde. Das gut geführte Restaurant lud einst zum gemütlichen Verweilen ein.
"Comotow" erstmals erwähnt. Der deutsche Ritterorden war 250 Jahre lang Herr der Ansiedlung. Aus dieser Zeit stammen die Katharinakirche und die Sakristei der Dekanalkirche. Im März 1421 wurde die Stadt von den Hussiten verwüstet und die Bevölkerung hingemordet.
Der böhmische König hatte bereits 1411 Komotau als Pfandstadt übernommen. Später belohnte Kaiser Sigismund die Herren von Lobkowitz mit Komotau. Im 30jährigen Krieg hausten die Schweden hier und mancher Bürger lernte den Schwedentrunk kennen.
Am Markt entstanden im 15. und 16.Jahrhundert viele Häuser mit interessanten Gewölben, Laubengängen und Eingangsportalen. Das ehemalige Schloß an der Westseite des Marktes stammt aus dem Jahr 1520 und ist heute Rathaus. Auffällig ist mitten auf dem Platz die figurenreiche Dreifaltigkeitssäule.
Seit dem 19.Jahrhundert ist Komotau Industriestadt und Eisenbahnknotenpunkt. Der Kohlebergbau dominiert neben der Stahlindustrie. Ein weiteres Mal hat Komotau einen tiefen Einschnitt in seine Geschichte erlebt, als 1945 die Vertreibung der deutschen Bevölkerung stattfand. 8000 deutsche Männer wurden am 9. Juni 1945 das Gebirge hinauf nach Deutschneudorf getrieben, nachdem man vorher eine Anzahl von Ihnen bestialisch ermordet hatte. Von Deutschneudorf ging der Todeszug in die Arbeitslager von Maltheuern, wo viele von ihnen bis zu 1 1/2 Jahre schwere Fronarbeit leisten mußten.
In Richtung Osten sind der Landschaft viele Narben beigebracht worden und auch nach Westen hin, wo einst Obstbäume blühten, gähnen die schwarzen Löcher der Tagebaue.
Wenn man Zeit hat in Komotau, sollte man auf den Stadtturm steigen und Ort und Umgebung von oben betrachten.
Langsam müssen wir uns sputen, denn 17.08 Uhr fährt die Bahn hinauf auf den Kamm.
Also hinüber zum Bahnhof und nach dem Zug Richtung Weipert Ausschau halten.
Er nähert sich pünktlich und allerhand Leute steigen ein, die hoch ins Gebirge wollen. Die Linie wurde 1872 eröffnet und als sogenannte Buschtiehrader Eisenbahn bekannt. Auf dem Weg zum Kamm muß das Bähnel 500 Meter Höhenunterschied überwinden.
Gegenüber dem Gebäude des Hauptbahnhofes Komotau lag einst das Stationshaus der österreichischen Staatseisenbahn nach Teplitz.
Die Lokomotive ruckt an und wir kriegen erstmal einen Schreck, denn wir fahren in östliche Richtung auf die Stadt zu. Sind wir etwa in den falschen Zug gestiegen ?
Doch schon nach kurzer Fahrt beschreibt die Bahn eine Schleife nach Westen und es geht parallel zur Anfangsrichtung bis zum ersten Halt in Tschernowitz. In großen Windungen wird die Steigung in Angriff genommen und der 594 Meter hohe Kleine Purberg umfahren. Es geht immer durch den Wald bis wir in Schönlind die Hauptstraße von Reitzenhain nach Komotau überqueren. Hier gibt es dann beeindruckende Blicke ins Grundtal. Dörfer liegen auf dem Plateau, in die sich kaum ein Tourist verirrt. Hinter Krima muß die Bahn nochmal über die Straße. Einst zweigte von Krima-Neudorf die Strecke nach Sebastiansberg und Reitzenhain ab.
Wir steigen aber noch nicht aus in Krima-Neudorf sondern erst auf dem Bahnhof in Neudorf. Er ist nur ein kleiner Haltepunkt abseits vom Dorf.
Die Bahnfahrt war ein Erlebnis – viel Spaß für wenig Geld.
Der Zug schnauft hinüber nach Weipert. Auch diese Strecke ist mit Sicherheit ein Höhepunkt.
 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü